Aller Anfang ist schwer - Rennrad
Über den Straßenrennsport, die Tour de France, bin ich 1977 zum Radsport gekommen.
Ich war so begeistert, dass ich keine Fernsehübertragung verpassen durfte.
Durch die Rennen inspiriert, versuchte ich meine Klassenkameraden zum Rennfahren zu motivieren. Meistens hatte ich sie versenkt.
Ich konnte die längsten Bremsstreifen auf dem Schulhof ziehen -
zum Leid meiner Familienmitglieder, da alle Fahrräder zu Hause durchgebremste Hinterreifen hatten.
Das gab immer wieder Ärger.
Um diesen destruktiven Verhalten etwas Positives zu geben, kamen meine Eltern auf die Idee, mich bei einem Hobby Rennen (da kann jeder fahren, der ein Rennrad und einen Sturzring hatte) mitfahren zu lassen.
Das war zwar sehr anstrengend, aber die ersten 2 Hobbyrennen hatte ich gleich gewonnen und dachte es könne so weiter gehen. 🏆
Nachdem ich mit großem Selbstvertrauen glaubte ein Rennfahrer zu sein, wollte ich auch in einen Radrenn-Verein eintreten.
Es waren die Zehlendorfer Eichhörnchen, bei denen ich die ersten Jahre verbracht hatte, die mir auch das Radrennfahren beigebracht hatten.
Gleich bei der ersten Trainingsfahrt mit der Gruppe, hatte man mich zwar nicht ausgelacht, aber sich über mein “Rennrad” lustig gemacht.
Es war ein Peugeot und ich war so stolz darauf. Es war immerhin ein Weihnachtsgeschenk.
Es musste ein “Neues” her.
Allerdings konnte ich mir damals nur ein gebrauchtes leisten, aber es war um einiges besser als mein geliebtes Peugeot.
Als sich dann die ersten Erfolge verzeichnen ließen, fing die Sache an Spaß zu machen.
Es war einfach der Hammer, wenn man merkte, wie man mit noch mehr Pedaldruck die Gegner sichtbar an ihre Grenzen bringen konnte.
Wolfgang Schulze hatte damals mein Potenzial erkannt und von da an war Schluss mit “lustig”.
Er war selbst erfolgreicher Profi mit einer harten Einstellung sich selbst gegenüber. Von seinen Fahrern erwartete er Härte.
Leider sind dabei einige auf der Strecke geblieben und es hatte mich traurig gemacht, dass sie nicht mehr an meiner Seite waren.
Geteiltes Leid, ist manchmal nur halb so schlimm.
Die 80er Jahre.
Nach der Nichtnominierung für die Olympischen Spiele 1984 in LA und weiteren unverständlichen Entscheidungen durch den Verband,
war mir die Moral und das Vertrauen an die Gerechtigkeit in dieser Disziplin genommen.
Letztendlich kumulierte dies 1988 in der wiederholten Nichtnominierung für Seoul, welche mich schließlich zum Aufhören brachte.
Ich hängte die Räder an den berühmten Nagel und ging nach Kalifornien.
Dort verbrachte ich die Zeit mit der Restaurierung eines 68 Chrysler New Port 300 Convertible. Das Schrauben konnte ich einfach nicht sein lassen.
Es war ein Traum, kein Radfahren mehr zu müssen, sondern zum Strand nach Laguna Beach gehen zu können.
Donuts, Mexican Food und unter dem Auto liegen oder mit Freunden in Los Angeles einfach eine gute Zeit haben.
Diese Freiheit hatte ich bis da so noch nicht wirklich erlebt und ich weiß, dass es die richtige Entscheidung war.
Manchmal ist es einfach mal gut den Mut zu haben, für eine Zeit aufzuhören, bzw. auszusteigen.